Sehr geehrte Damen und Herren,
Sie haben sich an der Erstellung des Managementplans für das FFH-Gebiet „Reher Kratt“ beteiligt, Interesse bekundet bzw. sind EigentümerIn von Flächen im Schutzgebiet. Der Managementplan wurde bereits 2017 durch das MELUND (Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung) genehmigt und steht nun im Internet für die Öffentlichkeit zur Verfügung.
Unter dem u.g. Link können Sie Text und Karten einsehen und herunterladen.
Ich empfehle den Gemeinden, den Managementplan Ihren Bürgerinnen und Bürgern in einem Exemplar ausgedruckt zur Verfügung zu stellen. Gerne dürfen Sie auch auf Ihrer Internetseite auf den genehmigten Managementplan per Link verweisen.
Die Umsetzung des Managementplans liegt in der Zuständigkeit der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Pinneberg.
Ich möchte mich noch einmal für Ihre Mitarbeit bedanken!
Mit freundlichen Grüßen
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Eichen-Niederwälder ( Kratts)
Das wesentliche Merkmal von Niederwäldern ist ihre Verjüngung aus Stockausschlägen, wobei das Alter der Bäume beim Einschlag etwa 15-20 Jahre beträgt. Niederwälder sind das Produkt einer alten, heute in Nordwestdeutschland kaum noch betriebenen Waldnutzungsform. Sie haben daher außer ihrem biologischen auch einen kulturhistorischen Wert. Ihr Anteil an der Gesamtwaldfläche von Schleswig-Holstein liegt unter 4%.
Ein besonders in Schleswig-Holstein ausgebildeter Niederwald ist der vor allem auf der Geest zwischen Itzehoe und dänischer Grenze vorkommende Eichen-Niederwald, das Kratt, in dem die Stiel- und
Trauben-Eichen in der Gehölzschicht vorherrschen. Die aus dem Stock emporgewachsenen Gehölze haben stark verkrümmte Stämme und Zweige und geben dadurch dem Bestand das eigenartige kratt-typische
Aussehen.
Krattbestände sind oft von Heide durchsetzt, die auf Lichtungen auch größere Flächen einnehmen kann.
Die vielfältigen, durch unterschiedlich umfangreiche Gehölzentnahme entstehenden Lichtungen haben auf dem trockenen Sandboden und im Windschutz innerhalb der angrenzenden Bestände den Charakter
von "Wärmeinseln" mit einer besonders wärme- und trockenheitsliebenden Pflanzen- und Tierwelt. Zahlreiche Arten kommen in Schleswig-Holstein außerhalb von Kratts nicht mehr vor.
Trockene Sandheide
Zu Zeiten größerer Heideausdehnung waren weite Landstriche von diesem Heidetyp geprägt. Seine Entstehung ist auf das Zusammenwirken von Klima, Boden und Pflanzen einerseits und menschlichen Eingriffen andererseits zurückzuführen. Eingriffe des Menschen in Form von Beweidung, Mahd und .Plaggenhieb (zur Streugewinnung ) haben zur Ausbreitung und zum Fortbestand der Heideflächen an Stelle ursprünglicher Eichen- und Buchen-Eichenwälder geführt. Ohne diese Nutzungen werden die meisten Heiden wieder von Gehölzen besiedelt. Die Sandheide ist also ein durch den Menschen bedingtes Ökosystem.
Das NSG " Reher Kratt" Kreis Steinburg
Heiden und Eichenkratts (Eichen-Niederwälder) gehören zu den am stärksten bedrohten Lebensräumen Schleswig-Holsteins. Eines der wenigen Naturschutzgebiete, in denen diese Landschaftstypenerhalten
werden sollen, ist das 15 1/2 ha große "Reher Kratt" im Kreis Steinburg, 7 km westlich von Hohenwestedt. Aufgrund seiner bemerkenswerten Pflanzen- und Tierwelt wurde das Gebiet bereits Ende der
zwanziger Jahre für den Naturschutz angekauft und ist seither Gegenstand zahlreicher naturwissenschaftlicher Untersuchungen. Sie ergeben zusammen ein anschauliches Bild von der dortigen Pflanzen-
und Tierwelt und ihren Lebensbedingungen.
Zur Krautflora des Reher Kratts gehören neben den typischen Begleitarten von Eichenwäldern wie Schattenblume, Maiglöckchen, Drahtschmiele und Wiesenwachtelweizen auch einige in Schleswig-Holstein
im Bestand bedrohte Arten: die Ästige Graslilie, die Färberscharte und der Echte Salomonsiegel.
Auf den Lichtungen finden sich neben dem flächendeckenden Heidekraut und zahlreichen Wacholderbüschen mehrere in Schleswig-Holstein stark gefährdete Pflanzenarten , so u. a. das Gefleckte
Knabenkraut (eine Orchideenart) und die Arnika, deren gelber Blühaspekt im Frühsommer besonders eindrucksvoll ist.
Das Reher Kratt beherbergt eine interessante Insektenfauna. Mehrere Arten aus den Familien der Wegwespen, der Ameisen und der Bärenspinner haben hier eines ihrer wenigen Vorkommen in
Schleswig-Holstein oder sogar in ganz Nordwestdeutschland. Einmalig für Schleswig-Holstein ist das Vorkommen nahezu aller heimischen Kriechtierarten.
Quellen:
1. Handbuch für Naturschutz in Schleswig-Holstein (1988): S. 89-107
2. Bauernblatt (1980): 44. Ausgabe vom l. November